Erfolgreiche Novemberveranstaltung

 Unsere Diskussion zum Thema Aufbruch in die Elektromobilität – auch im ländlichen Raum?  am14. November , veranstaltet vom NABU Sinsheim zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung e.v. im Rahmen der Kulturtage Sinsheim, war sehr gut besucht.  Die Referenten waren vielseitig und kompetent und konnten auch auf die Fragen des Publikums umfassend eingehen.

 

Elektromobilität

"In Sinsheim braucht niemand ein Auto, in Adersbach schon"

Podiumsdiskussion zum Thema Elektromobilität im ländlichen Raum warb für ehrliche Auseinandersetzung

17.11.2017, Bericht RNZ

Sylvia Pilarsky-Grosch, Hermino Katzenstein und Daniel Schmid diskutierten unter Moderation von Rolf Gramm (von links) im Musiksaal des Wilhelmi-Gymnasiums. Foto: Christian Beck

Sinsheim. (cbe) Es war nicht das durchschnittliche Publikum, dass zur Podiumsdiskussion zum Thema Elektromobilität im ländlichen Raum gekommen war. Das wurde deutlich, als auf die Frage, wer ein Elektroauto fahre, etwa zehn der 50 Zuhörer den Arm hoben. Dementsprechend gingen einige Diskussionen und Fragen bei der Veranstaltung, zu der der Nabu Sinsheim und die Heinrich-Böll-Stiftung eingeladen hatten, tief ins Detail.

"Der Verkehr ist und bleibt das Sorgenkind beim Klimaschutz", erklärte Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein. Denn hier würden rund ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen erzeugt. Und eine Reduzierung habe es in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben - im Gegenteil. Denn viele Autos seien im Vergleich zu früher schwerer sowie PS-stärker und würden oft mehr genutzt, berichtete Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin der Umweltschutzorganisation BUND.

Vor diesem Hintergrund seien Elektroautos eine wichtige Alternative - sie müssten aber kleiner und leichter als Verbrennungs-Pkw sein. Gerade für den ländlichen Raum seien sie gut geeignet, findet Katzenstein: "In der Sinsheimer Kernstadt braucht niemand ein Auto, auf dem Dorf, zum Beispiel in Adersbach, schon", findet der Landtagsabgeordnete.

Gute Erfahrungen mit Elektroautos hat der dritte Diskussionsteilnehmer gemacht: Daniel Schmid ist beim Softwareentwickler SAP verantwortlich für den Bereich Nachhaltigkeit und fährt jeden tag mit dem E-Auto zur Arbeit. Über 160 Elektroautos verfüge die deutsche SAP-Firmenwagenflotte, weitere sollen hinzukommen. Ein Argument: Der Unterhalt sei günstiger, weil weniger Reparaturen anfielen - schließlich verfügen Elektroautos weder über ein Getriebe noch über eine Zylinderkopfdichtung.

Gerade bei diesem Thema seien jedoch oft falsche Anreize gesetzt worden, bemängelte eine Zuhörerin - schließlich würden manche Unternehmen mit großen Firmenwagen und vergünstigten Tankkarten Mitarbeiter regelrecht ködern. Hier müsse ein Umdenken stattfinden, ist auch Daniel Schmid von der SAP überzeugt. Er glaubt, dass sich der Erfolg einer Firma und Nachhaltigkeit nicht im Wege stehen, sondern ergänzen. Wichtig sei beim Thema Mobilität aber auch, dass Fahrten vermieden würden, beispielsweise, weil Angestellte von Hause aus arbeiten könnten.

Woher der ganze Strom für Elektroautos kommen solle, fragte schließlich ein Zuhörer. Nicht komplett aus Deutschland, räumte Sylvia Pilarsky-Grosch ein: "Vielleicht zum Teil aus Afrika." Wichtig sei laut Daniel Schmid aber auch eine ehrliche Debatte. Denn so mancher Kritikpunkt an Elektroautos sei bei genauerer Betrachtung gar keiner, beispielsweise die Frage nach öffentlichen Schnellladestationen: Die meisten Nutzer von Elektroautos bräuchten diese gar nicht, da sie ihre Fahrzeuge über Nacht zu Hause aufladen würden.